Prinzessinnentorte

Posted on Mai 28, 2013

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Ganz still und leise liegt das Haus im Halbschatten, die Vögel balzen im Garten und es ist alles wie jeden Tag unter der Woche.

Doch halt – heute ist etwas anders, etwas Seltsames kann man hören, was ist es denn?
Ein stetiges Röcheln kommt aus den Tiefen des ersten Stockes, ein Laut voller Schmerz und Todesqual durchschneidet die Stille: es ist DAS GRAUEN, es hat seinem Opfer die Krallen in das unschuldige Fleisch geschlagen, sich mit ihm unter einem Berg von Decken und Kissen versteckt und sitzt nun seine Belagerung schmatzend und lechzend aus, mit dem Ziel sein Opfer ganz zu verdauen.

Ein paar Tage später regt sich erneut etwas in dem netten, unscheinbaren Haus, alles knistert voller wiedergefundener Energie, die Bettdecken werden schwungvoll zur Seite geschlagen und das Grauen hat sein Opfer endlich ausgespuckt:

Die Anfängerin ist wieder da!

Jaja, auch kleine Anfängerinnen werden mal von fiesen Viren befallen, so stark, dass ich etliche Tage regelrecht ausgeknockt war! Und das ist auch der Grund warum ich euch nicht zeigen konnte was ich letztens in der Küche zusammengemanscht habe, denn jedes Mal wenn ich zu meinem Laptop griff um die Fotos meines Werkes zu sichten, schüttete das böse Grauen seinen Riesen-Kübel voll Übelkeit über mich und verhinderte somit, dass ich eine Bekanntgabe machen konnte:

Ich habe den Fondant besiegt!

Prinzessinentorte

(Etwas Interessantes am Rande: Plural von Fondant = die Fondants)
Nachdem ich so viel nettes Feedback bezüglich meines letzten Artikels bekam, nämlich zum einen, dass ich nicht aufgeben/mich entmutigen lassen dürfe und zum anderen, dass ich schlichtweg das falsche Ausgangsmaterial erwischt hatte, raffte ich mich auf und begab mich auf einen Streifzug durch die Lebensmittelgeschäfte (die es da, wo ich wohne, so gibt). Und wenn meine liebe Frau Mama mich nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, dass ich gerade an einer Fondant-ähnlichen Substanz vorbeigelaufen bin, dann hätte ich wahrscheinlich bis heute noch keine rosa Masse im Küchenschrank. Bei uns heißt das nämlich nicht “Fondant“, sondern “Dekormasse“ und bitte sagt mir jetzt nicht, dass ich schon wieder das Falsche erwischt habe, denn das funktioniert klasse und ich bin nicht gewillt, mich abermals nach etwas anderem umzusehen 😉

Mit neuem Mut und vollem Körpereinsatz schmiss ich mich also über das Rezept eines Buches, welches euch allen garantiert ein Kopfnicken entlockt, denn als ich vor einigen Monaten das BackBlog-lesen begonnen habe, kam mir immer wieder ein Name unter und wollte auf das Hartnäckigste nicht mehr aus meinem Kopf gehen: Peggy Porschen.
Die Dame hat es in der Back-Szene ganz schön weit gebracht, wa?

Ich habe mir vor noch nicht allzu langer Zeit ihr Buch: „Boutique Baking – Köstliche Kuchen, Cupcakes und Teatime-Leckereien“  zugelegt –
und auf der Suche nach einer geeigneten Geburtstagstorte für meine Mum (sie hat bald einen Runden und ihr werdet noch Einiges von der Feier, welche ich auszurichten gedenke, lesen) bin ich über eine kleine Schönheit gestolpert, welche mich technisch echt herausgefordert hat:
eine Himbeer-Rosen-Kuppeltorte sollte es sein und um zu sehen, ob dieses Rezept in mein Zeitmanagement für den Tag X passt, nahm ich gleich meinen Tagdienst mit 2 ganz netten Damen zum Anlass, um sie mal auszuprobieren.

Prinzessinentorte1
Ich habe leider keine Fotos vom Back-Vorgang. Das liegt daran, dass ich alles beim  zweiten Mal (also den Backvorgang für den Geburtstag) dokumentieren wollte, doch ich sag euch ganz ehrlich – es ist nicht die richtige Torte für diesen Anlass, daher hab ich noch schnell Fotos vom Endergebnis gemacht, da ich sie so schnell nicht noch einmal backen werde.

Im Original stammt das Rezept übrigens von der Prinzessinnentorte, da Frau Porschen aber einige Abänderungen vorgenommen hat, hat sie sie umgetauft, jedoch finde ich eine Torte für Prinzessinnen so toll, der Name muss einfach sein.

 

BEWERTUNG:    
Schwierigkeitsgrad:  1234  (etwas Routine ist gefordert)
Ihr wisst ja, dass ich alles aus meiner Sicht bewerte und kleinen Anfängerinnen kann so ein 7-8 Minuten Biskuit schon Angst machen und bis man dann alles in die Kuppelform reingenudelt hat und der Pudding endlich was geworden ist… ich denke, dass man hier schon Grundlagen beherrschen muss.
Geschmack:  54321  (lecker und gut gemacht)
Meine Probanden waren begeistert und hatten nichts auszusetzen, mir war ein bisschen zu viel Creme dran, aber das hat eine Torte mit Creme-Füllung so an sich, daher betreibe ich hier mäkeln auf hohem Niveau 😉

 

Für eine Eisbombenform mit 15cm Ø benötigt man folgende Zutaten:
(Anm.: ich habe eine 22cm Ø Form genommen, da die mit 15cm noch nicht geliefert worden war, im Hinblick auf 15cm ist das meiner Meinung nach aber auch etwas zu viel Masse, 22cm passen schon…)
(übernommen und abgeändert von Peggy Porschen’s “Boutique Baking“, Himbeer-Rosen-Kuppeltorte, Seite 130)

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* Biskuitteig (Joconde-Teig)

3 Eier
120g Puderzucker
40g Mehl
125g gemahlene Mandeln
3 Eiweiße
1 Prise Salz
15g Backzucker

Beginnt am besten mit der Herstellung des Biskuitteiges, denn bis dieser ausgekühlt ist, hat man die Konditorcreme fertig und kann mit ein wenig Pause weiterarbeiten.

1. Mithilfe eines Handmixers werden in einer Rührschüssel die Eiweiße mit einer Prise Salz und dem Backzucker vermengt, bis die Masse schön aufgeschlagen ist und sie den Umdrehtest (= wenn man die Schüssel auf den Kopf stellt und der Eischnee nicht herausfällt, ist er fertig) bestanden hat. Danach wird die Eischnee-Zucker-Mischung bis zur weiteren Verwendung zur Seite gestellt.

2. In einer neuen Schüssel werden die ganzen Eier mit dem Puderzucker zu einer blassen, luftigen Masse geschlagen, Mehl und gemahlene Mandeln hinzufügen und mit einem Spatel unter die Ei-Mischung heben, bis alles gut vermengt ist.

3. Abschließend wird die Eischnee-Mischung (vorsichtig) unter den Teig gehoben (und nicht zu lange rühren, sonst zerschlägt man die Luft).

4. Der Teig wird gleichmäßig zwischen 2 Stück (mindestens 30cm breit, mit Backpapier ausgelegt) Backbleche aufgeteilt, die Oberfläche wird glatt gestrichen und bei 220 Grad Umluft, 8-10 Minuten gebacken (je nach Ofen).
Tipp: Wenn die Ränder des Teiges anfangen wegzuschrumpfen und die Oberseite leicht gebräunt ist, dann ist das Biskuit fertig.

Aus dem Backofen nehmen, auf dem Blech auskühlen lassen und bis zur weiteren Verwendung mit Frischhaltefolie abdecken.

 

* Konditorencreme

75g Eigelb (ca. 3 kleine Eier)
125g Backzucker
50g Maizena (Speisestärke)
500ml  Milch
1 Vanilleschote
– und zur weiteren Fertigstellung:
250g Butter
1,5 EL Grand Marnier
ein paar EL Himbeermarmelade
1 Schale Himbeeren (ca. 150g)

1. Die Eigelbe werden mit dem Zucker in einem kleinen Gefäß hellgelb aufgeschlagen, danach wird die Speisestärke hinzugefügt, alles gut vermengt und zur Seite gestellt.

2. Man nehme einen Topf in welchem man die Milch, das Mark der ausgekratzten Vanilleschote sowie die Vanilleschote selbst zusammenführt, lässt diese aufkochen und anschließend weiterköcheln. (Achtung, passt auf, dass die Milch nicht anbrennt)
Als nächstes wird die Vanilleschote aus dem Topf entfernt und ein Viertel der Vanillemilch wird unter das Eigelb-Zucker-Stärke-Gemisch gerührt (solange bis die Menge glatt ist), um die Masse danach wieder in den Topf zu kippen – unter ständigem Rühren natürlich und das so lange bis alles eingedickt ist und in der Mitte Blasen wirft (Achtung, es brennt immer noch sehr leicht an).
Wenn die Creme abgeschmeckt ist (sie darf nicht nach Mehl schmecken, dann ist sie fertig) wird sie in eine Schüssel geleert und mit Frischhaltefolie abgedeckt (um Hautbildung zu vermeiden) kalt gestellt.

Nun kommen ein paar Worte zur Fertigstellung:

1. Hat man alles vorbereitet und ist die Creme kalt, schlägt man diese mit einem Schneebesen auf, nimmt 250g zimmerwarme Butter in kleinen Stücken zur Hand und mischt diese solange unter die Konditorcreme, bis sie sich aufgelöst haben und die Masse schön cremig ist. Abschließend kommt der Grand Marnier hinein, das gibt der Creme nochmal den richtigen Kick.

 

* Zusammensetzen der Torte

Tipp: Die Eisbombenform in eine kleinere Schüssel setzen, damit sie stabilisiert ist und man ordentlich arbeiten kann

Prinzessinentorte angeschnitten1. Die Form wird mit an den Seiten überhängender Frischhaltefolie ausgekleidet.

2. Einer der Biskuits wird vom Backpapier gelöst und mit dem Teig wird das Innere der Kuppelform ausgekleidet; alles was mehr als 2 cm über den Rand der Form über steht, wird mit einer Schere (sauber bitte) weggeschnitten.

3. Nun nehme man einen ganz handelsüblichen Einweg-Spritzbeutel zur Hand, befülle ihn mit der Buttercremefüllung und schneide ein 2cm Stück von der Spitze ab (keine Tülle von Nöten).

Es wird eine Schicht auf den Boden des Biskuits gespritzt und darauf ein paar frische Himbeeren verteilt (wenns geht, dann gleichmäßig hinsetzen, ach ja, und so, dass das Loch oben ist). Darauf wird eine weitere Schicht Buttercreme gespritzt (auch in die Himbeeren hineinspritzen) und das wird Schicht für Schicht weitergeführt bis auf 2cm unter der Oberkante.

4. Aus dem anderen Biskuit werden 2 passende Scheiben ausgeschnitten, welche mit ein paar Löffel Himbeermarmelade zusammengeklebt werden – dieser Boden wird auf die letzte Schicht Buttercreme gelegt.
Abschließend wird die Frischhaltefolie straff zusammengelegt, damit sich die Ränder ein wenig Richtung Mitte biegen. Wenn möglich, dann mit einem umgedrehten Teller beschweren und ab damit in die Kühlung, bei diesen kalten Temperaturen kann man das Werk einfach vor die Tür stellen und über Nacht ruhen, sacken und fest werden lassen.

 

* Die Dekoration

1 EL Marillenmarmelade
200g Marzipan
250g Fondant
ein paar Tropfen Wodka

Nehmt ein großes Teller zur Hand und legt passend Backpapier darauf, so ist man später ein wenig flexibler.

1. Die Kugel wird vorsichtig auf das Teller gestürzt und die Frischhaltefolie entfernt.

2. Den EL Marillenmarmelade in einem Glas aufwärmen (bis sie flüssig ist, aber nicht so heiß, dass man sich verbrennt) und mit einem Pinsel auf die Kuppel pinseln, bis alles schön eingestrichen ist.

3. Auf einer mit Puderzucker bestäubten Oberfläche wird das Marzipan dünn ausgerollt (das Stück soll groß genug sein um die Kuppel zu umschließen). Die Torte mit dem Marzipan überziehen, die Ränder abschneiden und die Schicht schön glatt streichen sowie an den Seiten mit den Fingern anschmiegen.

Jeder hat ja beim Überziehen seine eigene Technik, ich habe zB. eine kleine Backmatte die ich über die Form stülpe und dann einfach das Marzipan runterziehe und glatt streiche, Andere rollen die Schicht auf ein Nudelholz auf und rollen sie über dem Kuchen ab und wieder Andere versuchen es einfach mit den Fingern und viel Bitten, dass es nicht brechen möge.

4. Nun wird das Fondant auf die gleiche Weise wie das Marzipan ausgerollt, doch bevor man diese Schicht über die Kuppel legt, benetzt man seine Hände mit etwas klarem Wodka und streicht die Torte liebevoll ein (nur damit alles benetzt ist – der Alkohol wirkt als Kleber).
Ränder wieder abschneiden, Ränder wieder an die Torte anschmiegen, fertig.

5. Die Verzierung ist jedem selbst überlassen, ich habe hierfür aus rotem Fondant einen ca. 4cm breiten Streifen ausgeschnitten (man kann ein großes Lineal als Vorlage benützen) und mit einem Kreisausstecher Halbkrise aus dem oberen Rand ausgestochen.
Weil ich mir vor Kurzem eine kleine Dose mit lauter verschiedenen Ausstechern zugelegt habe (die sind eigentlich für Gemüse) wurde ich bald fündig und entschied mich für ein Pik (dieses Speerspitzen-ähnliche Ding) als i-Tüpfelchen.
Die vorbereiteten Deko-Elemente werden mit Wodka eingepinselt und an die Torte gedrückt, das hält wirklich super. (Den Alkohol schmeckt man später nicht, keine Sorge)

Bezüglich der Lagerung: Man sollte sie kalt genießen, da die Creme so eine schön feste Konsistenz hat. Also immer kühl stellen (aber nicht zu kalt, sonst verliert die Torte den Geschmack) und wenn möglich innerhalb eines Tages verzehren, da schmeckt sie am besten.

 

Wow, das war ja mal ein langes Rezept.
Ich hoffe die Idee gefällt euch und vielleicht lässt ihr euch ja auch bald mal hinreißen diese kleine Schönheit zu produzieren, ein Hingucker ist sie auf jeden Fall.

Prinzessinentorte Stück

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